Der STANDARD-Podcast über die ungeklärten Fragen der Menschheit
00:00:06: Ephesus war einer der größten Cities in der Roman Empire.
00:00:09: Sie hatte imperialistische Monuments in Infrastruktur.
00:00:12: Aber die Cities' Glorien haben
00:00:13: nicht verloren.
00:00:14: Und heute ist es nur ein Ruhm.
00:00:16: Ephesus war abandoniert.
00:00:18: So was passiert?
00:00:19: Und was waren die Gränschen, wenn es geklärt ist?
00:00:22: Und eventuell Tod.
00:00:34: Willkommen bei Rätsel der Wissenschaft, dem Standard-Podcast über die großen Fragen der Menschheit.
00:00:39: Ich bin David Renard.
00:00:40: Und ich bin Tanja Traxler.
00:00:42: Wir beschäftigen uns jeden zweiten Mittwoch mit den ganz großen und ganz kleinen Mysterien in unserem
00:00:48: Universum.
00:00:49: Diesmal machen wir eine Zeitreise zurück in die Antike und in die heutige Türkei, genauer gesagt in die Weltwunderstadt Ephesus.
00:00:57: Am Höhepunkt dieser Metropole kämpften hier Gladiatoren im Theater, pilgerbieteten am gigantischen Tempel Artemis an.
00:01:06: Was führte aber dazu, dass einer der größten Metropolen des römischen Reichs in der Bedeutungslosigkeit versank?
00:01:13: Vor zweitausend Jahren war der Mittelmeerraum dominiert vom römischen Reich.
00:01:18: Im Osten, also in der heutigen Türkei, befand sich die Provinz Asia und ihre Hauptstadt His Ephesus.
00:01:27: Sie war einer der glanzvollsten Städte der Antike.
00:01:31: Heute graben Archäologinnen dort aus, was von dieser wundersamen Metropole übergeblieben
00:01:38: ist.
00:01:39: Seit hundertdreißig Jahren forschen Archäologinnen und Archäologen aus Österreich in Ephesus und leiten auch die dortigen Grabungen.
00:01:47: Für dieses Jubiläum dürfte Julius Sieker aus der Standardwissenschaftsredaktion die Fundstätte heuer im Sommer besuchen und sich auch im Bereich Vorwagen, die für Touristinnen nicht betreetbar sind.
00:01:59: Ja genau, das war wirklich eine tolle Gelegenheit und sehr spannend, da den Forschenden über die Schulter zu schauen und auch hinter die Kulissen zu blicken.
00:02:08: Ja leider können wir im Podcast keine Bilder herzeigen und deswegen mal die Frage an dich, Julia, wie sieht es denn dort so aus eigentlich?
00:02:17: Ephesus liegt in einer högeligen Landschaft, ein paar Kilometer im Landesinneren der Türkei.
00:02:22: Also nah an der Küste zum Mittelmeer.
00:02:24: Man hat auch die typische Flora und Fauna des Mittelmeers dort.
00:02:28: Also die Zikaden zirpen im Hintergrund immer.
00:02:32: Es ist im Sommer ziemlich heiß, also wir hatten dann schon auch an die Vierzigrat.
00:02:37: Aber es ist auch eine sehr fruchtbare Landschaft.
00:02:39: Trotzdem, weil es im Winter so viel regnet.
00:02:42: Es gibt Obstbaum, Plantagen, schon seit der Antike wachsen hier, Olivenbäume und Wein, was auch für die Wirtschaft damals der wichtigste Faktor war.
00:02:52: Und ja, dazwischen liegen die Ruinen der antiken Stadt Ephesus.
00:02:56: Der Grabungsleiter Martin Steskei vom österreichischen Archäologischen Institut der Akademie der Wissenschaften hat mich mit auf eine kleine Führung genommen.
00:03:06: Und jetzt gehen wir mal durch Ephesus durch und ich zeige Ihnen, was wir hier so machen und gemacht haben.
00:03:13: Man hört, ihr wart dort nicht alleine, sondern auch in vier beiniger Begleitung unterwegs.
00:03:18: Ja, auf dem Gelände der Ruinen, wo die Touristinnen vorbeikommen und potenziell auch etwas zum Futtern dabei haben, machen sich auch die Katzen breit.
00:03:26: Für manche sind das die Warnstars von Ephesus.
00:03:29: Aber die große Besonderheit für die Archäologie ist natürlich eine andere.
00:03:33: Wir
00:03:33: reden hier von einer der fünf größten Städte in der römischen Kaiserzeit und anders als die anderen fünf größten Städte steht da keine moderne Stadt
00:03:41: drauf.
00:03:42: In dieser Gegend gab es ja schon zu prächistorischen Zeiten eine Siedlung, die später zu einer griechischen Stadt angewachsen ist.
00:03:51: Der größte Boom ist aber erst in der Römerzeit gekommen,
00:03:55: als
00:03:55: Ephesus zur Hauptstadt der Provinz Asia gemacht worden ist.
00:03:59: Genau, Fachleute schätzen, dass die Stadt auf ihrem Höhepunkt um die zweihunderttausend EinwohnerInnen hatte, also für dortige Verhältnisse wirklich gigantisch.
00:04:08: Es war damals eben eine Hafenstadt am Mittelmeer, was damals logistisch und wirtschaftlich sehr wichtig war und hatte auch eine wirklich große Bedeutung, auch kulturell.
00:04:18: Hier musste man wie in allen römischen Provinzen hohe Steuern zahlen und den Kaiser verehren, aber war ansonsten relativ unabhängig.
00:04:26: Ephesus ist ein Hafenstaat, das heißt, das ist ein Meltingpot, das ist Multikulti.
00:04:30: Man hat aus allen Ecken des römischen Reiches hier Menschen, die sehen wir in der DNA, aber auch beispielsweise auf den Grab in Schriften, die Namen.
00:04:40: Wir wissen, die kommen von allen Ecken, das heißt, es ist eine internationale Stadt.
00:04:44: Für Rom ist es nur wichtig, die Zahlen ihre Steuern und die vererren den Kaiser.
00:04:49: Der Rest ist für Rom eigentlich egal.
00:04:51: Das schlägt sich auch ins Alltagsleben durch.
00:04:54: So Beispiel Religion ist absurde Privatsache.
00:04:56: Das interessiert darum nicht, wer welche Religion angeht.
00:04:59: In Römischen Reich gibt es hunderte Religionen.
00:05:02: In Ephesus ist das größte Fest des Jahres die Atmos-Prozession.
00:05:06: Da wurde eine Statue der Gartin Atmos feierlich über die Hauptstraße getragen, die sogenannte Kuretenstraße, über die heutzutage pro Jahr auch vier Millionen Touristinnen gehen.
00:05:18: Eine ziemlich große Menge, eine ziemliche Andrang.
00:05:21: Links und rechts stehen Tempel, Denkmäler, politische Treffpunkte und Wohnhäuser der Reichen und Schönen von damals.
00:05:29: Und von Archäologinnen konnten die Fassaden sogar teilweise rekonstruiert und wieder errichtet werden.
00:05:35: Das macht Ephesus auch zu seiner faszinierenden Sehenswürdigkeit.
00:05:39: Ja, dieses wichtigste Fest im Stadtkalender von Ephesus, das du angesprochen hast, Julia, die Atemisprozession.
00:05:45: Die hatte ja auch zu tun mit einem Denkmal für das Ephesus eben in der Antike so berühmt war.
00:05:51: Der riesige Atemistempel zählte ja zu den sieben Weltwundern.
00:05:55: Ja, genau.
00:05:56: Artemis war schon lange vor den Römern die wichtigste Gottheit in Ephesus.
00:06:00: Und der große Artemis-Tempel lag zwar etwas abseits, aber war damals nicht nur ein wichtiger Pilgeort und immens groß, also locker hundert Meter lang und zwanzig Meter hoch, sondern er war auch eine Bank, wo man sich Geld leihen konnte, also auch in wirtschaftlichen Sinne, ziemlich wichtig.
00:06:19: Das klingt alles ziemlich beeindruckend.
00:06:21: Kommen wir zum etwas traurigenen Aspekt.
00:06:25: Wie sieht denn dieser
00:06:26: Tempel heute aus?
00:06:27: Ja, dafür ist leider eben nicht mehr viel übrig.
00:06:29: Man sieht noch eine zusammengestückelte weiße Säule, auf der oben ein Storchennest drauf sitzt und so ein paar einzelne Steinblocke in der Landschaft.
00:06:39: Aber da kann man wirklich kaum noch erahnen, was das für ein imposantes Weltwunder mal war, wo die Leute hingekommen sind und echt in Staunen ausgebrochen sind, auch durch die Verziehung.
00:06:49: Und es gab eben ein sehr heftiges Erdbeben im Jahr zweihundertsiebzig nach Christus.
00:06:54: Kurz darauf dann Plünderungen durch die Goten, also Ost Germanen.
00:06:59: Und als das Christentum immer wichtiger und die olympischen Götter immer weniger wichtig geworden sind, ist der Tempel dann verfallen und hatte ... Kein Nutzen mehr quasi.
00:07:09: Und man hat ihn dann als Steinbruch verwendet, um zum Beispiel auch eine Kirche in der Nähe zu bauen.
00:07:14: Auch eine Interpretation von Recycling oder Kreislaufwirtschaft, aber schade natürlich für uns heute, dass von diesem Weltwunder nur noch so wenig übrig ist.
00:07:26: Aber wenigstens haben die Storchen noch eine Freude mit dem Bauwerk.
00:07:32: Ja und immerhin gibt es noch ein paar Spuren, aus denen Fachleute Antworten auf die Frage gewinnen, wie das Leben damals in Ephesus denn ausgesehen hat.
00:07:52: Zwischen Tempeln, Termen und Märkten hat sich damals das alltägliche Leben einer pulsierenden Großstadt abgespielt.
00:08:00: Wie viel wissen wir denn eigentlich so über den Alltag in Ephesus?
00:08:05: Dankenswerterweise haben die Griechen und die Römer da einiges schriftlich festgehalten.
00:08:10: Wir wissen durch Inschriften an Bauwerken vor allem, meistens auf Griechisch, weil das auch zur Römerzeit die Sprache war, die die meisten in Ephesus gesprochen haben.
00:08:19: Einiges.
00:08:20: Wir haben eben archäologische Funde.
00:08:22: Und auch aus der damaligen Literatur aus anderen Orten im Römischen Reich haben wir einige Quellen, die uns etwas über das Leben in dieser Großstadt verraten.
00:08:31: Spannend finde ich, dass man in diesem östlichen Teil des Römischen Reiches sehen kann, was kulturell beibehalten wurde von vorherigen Generationen und was man dann von den Römern übernommen hat, zum Beispiel die Gladiatoren-Spiele, wie Martin Steßkahl erzählt.
00:08:49: Hier im griechischen Osten ist man sehr flexibel.
00:08:51: Man sagt so, Dinge, die zu unserem Vorteil sind, die übernehmen wir von Rom und Dinge, die uns nicht so gefallen, die lassen wir halt.
00:08:59: Zum Beispiel, was die Griechen gerne beibehalten haben, ist das Schulsystem.
00:09:03: Da waren sie nicht so begeistert über dem, was Rom gebracht hat.
00:09:05: Andererseits hat Rom gerade was Architekturkonstruktionen anbelangt, extrem für Innovation gebraucht.
00:09:11: Was die Griechen im Osten extrem attraktiv gefunden haben, und fast noch Ärgerbetrieben haben als die Römer, das sind die Gladiatorenspiele.
00:09:20: Also davon waren sie wirklich begeistert.
00:09:22: FSOS ist ein Stadt der Gladiatoren, das hat ihnen wirklich gefallen und dementsprechend hat es auch hier im Theater und im Stadion regelmäßige Gladiatorenspiele gegeben.
00:09:33: Im großen Theater von Ephesus war nach dem Ausbau auf den steilen Rängen Platz für ungefähr zwanzigtausend Zuschauerinnen, die für Theaterstücke, für Volksversammlungen, Tierkämpfe und eben auch Gladiatoren Spiele zusammengekommen sind.
00:09:49: Ja, unter Gladiatorenkämpfen stellt man sich üblicherweise so duelle vor, bis einer stirbt, wo es wirklich sozusagen ganz blutig zugeht.
00:09:57: Aber eigentlich waren diese Kämpfe deutlich weniger tödlich als oft angenommen.
00:10:03: Die Kämpfer und auch ein paar Kämpferinnen wurden in ihren eigenen Schulen für diese Showkämpfe ausgebildet und vorbereitet und sind dann zwei bis vier Mal pro Jahr dran gekommen zu kämpfen.
00:10:16: Da hatte man jetzt natürlich auch nicht Interesse, die sofort total zu verpulfern sozusagen.
00:10:20: Also da steckt auch viel Aufwand sozusagen in der Ausbildung dieser Leute.
00:10:25: Ja, genau.
00:10:26: Und die waren halt auch richtige Stars zu dieser Zeit.
00:10:30: In der damaligen Zeit hat es allerdings auch noch keine Antibiotika gegeben und deswegen konnte diese ganze Angelegenheit dann doch durchaus tödlich enden, wenn man einmal versierendlich einen Hieb irgendwo mit einem Schwert abbekommen hat.
00:10:44: Ja, absolut.
00:10:46: Und die wenigsten Freien Bürger haben sich tatsächlich dazu entschieden, als Gladiatoren zu kämpfen.
00:10:52: Die meisten Gladiatoren waren Sklaven und hatten wesentlich weniger Entscheidungsmöglichkeiten.
00:10:59: Aber da haben einige dann quasi in Kauf genommen, vielleicht nicht ganz so alt zu werden, aber dafür zumindest eine bessere Verpflegung zu bekommen und natürlich den Ruhm des Publikums.
00:11:10: Sklaven galten im römischen Reich ja rechtlich gesehen nicht als Personen, sondern als ... Sie waren also quasi Besitztümer und konnten gehandelt werden.
00:11:19: Ihre Tötung wurde auch als Sachbeschiedigung gehandelt und nicht als Mord.
00:11:24: Aber sie konnten auch unter gewissen Umständen freikommen und auch gewisse Bürgerrechte erlangen.
00:11:29: Man muss aber ganz klar sagen, dass sehr viele der prunkvollen Bauten in Ephesus und überhaupt im Römischen Reich natürlich ohne die Arbeit von Sklaven so nicht möglich gewesen wäre.
00:11:41: Ja, auf jeden Fall.
00:11:42: Das hat auch Martin Steiskel bei unserer Tour durch Ephesus erwähnt.
00:11:47: Es ist nur möglich, wenn man Arbeitskraft hat, die de facto außer Nahrung und der Dach über den Kopf nichts kostet.
00:11:53: Nichtsdestotrotz ist die Skaferei in der Digene andere als in Amerika beispielsweise.
00:11:58: Die Personen sind nicht in Ketten gelegen, die konnten auch in der Stadt sich bewegen und die konnten sogar in die Themen gehen.
00:12:05: Nichtsdestotrotz war nicht frei.
00:12:07: Wahrscheinlich gab es hier eine hohe Anzahl an Sklaven pro freiem Bürger des römischen Reiches, die den Betrieb am Laufen gehalten haben, gerade auch in den Hanghäusern von Ephesus, wo die High Society gelebt hat.
00:12:21: Eines dieser Hanghäuser kommt auf viertausend Quadratmeter und bestand aus mehreren Wohnungen, die ausgestattet waren mit aufwendigen Mosaiken an den Wänden, mit teuren Marmor, mit eigenen Dekorbrunnen, mit fließendem Wasser.
00:12:36: Da fanden auch regelmäßig Banquette und Feiern statt mit den besten Weinen und Fischsoßen, die sie von der anderen Seite des Mittelmeers in Amphoren mit dem Schiffhaben anliefern lassen und allen möglichen Braten, von denen sich dann Tierknochen erhalten haben, auf die Archäologinnen heute stoßen und daher rekonstruieren, was man damals so gegessen hat und essen, dass man sich interessanterweise auch parcatering ins Haus geholt hat.
00:13:02: Ja, durchaus lokalische Zeiten.
00:13:04: Allerdings sind auch diese Wohnungen der Eliter bei dem großen Erdbeben von ... ... zweihundertsiebzig zerstört worden.
00:13:12: Großteil sind die oberen Etagen auf die unteren runtergekracht.
00:13:18: Und
00:13:18: es ist aber erstaunlich, wie viel da doch noch erhalten geblieben ist.
00:13:22: Das drohte aber jedenfalls schon an, was mit zum Untergang von Ephesus beigetragen hat.
00:13:28: Naturkatastrophen, wie sie die Türkei in den letzten Jahrtausenden immer wieder erschüttert
00:13:32: haben.
00:13:44: Ephesus ist ein Spiegel dafür, wie Gesellschaften wachsen und aufblühen, aber auch wie sie unter Rückschlägen leiden.
00:13:52: Ein großes Erdbeben, von dem sich die Stadt über hundert Jahre nur schlecht erholen konnte, hat hier eine gewichtige Rolle gespielt.
00:14:01: Aber was waren die anderen Faktoren, die Ephesus letztlich in den Untergang getrieben haben?
00:14:08: Ungefähr zeitgleich zum Erdbeben, zweihundertsiebzig, steckt Ephesus wie das römische Reich generell in einer Wirtschaftskrise, also die Lage war destabilisiert.
00:14:19: Dann sind auch noch die Goten eingefallen, die Grenzen waren schwierig zu halten, aber auch im Inneren des Reiches kommt das aus verschiedenen Gründen zu Problemen.
00:14:29: Es gibt viele längerfristige Faktoren, die das römische Reich nach und nach in den Ruinen getrieben haben.
00:14:35: Dazu zählen Historikerinnen und Historiker vermehrte Klimaschwankungen, aber auch Hungersnöte und Seuchen.
00:14:42: Und auf der anderen Seite dürften
00:14:44: auch
00:14:45: etwas soziale Veränderungen, politische Machtkämpfe, Korruption und eine ausrufende Bürokratie immer mehr hineingespielt haben.
00:14:54: Die Folgen hat man natürlich auch in Ephesus zu spüren bekommen.
00:14:58: Und außerdem darf man die Geographie hier spezifisch nicht vergessen.
00:15:02: Also früher lag Ephesus direkt an der Küste und heute sind die Ruinen der Stadt sieben Kilometer Land einwärts zu finden.
00:15:10: Das hat zu tun mit der Verlandung.
00:15:12: Also die Küstenlinie verschiebt sich immer weiter raus.
00:15:15: Die Flüsse, die da ins Meer münden, bringen sie die Mente mit.
00:15:19: Und das wird für den Hafen von Ephesus zum Problem.
00:15:23: Der Hafen ist extrem wichtig für die Stadt Ephesus.
00:15:26: Ephesus ist eine Handelsstadt.
00:15:27: Das ist sicherlich der wichtigste Hafen hier im östlichen Mittelmeerraum.
00:15:32: Man legt dieses Hafenbecken an, erkennt aber schon breit, dass da ein Problem gibt mit der Verlandung.
00:15:37: Und es ist dann ein ewiger Kampf, dieses Hafenbecken frei zu halten.
00:15:41: Also die Römer, die bagern dann aus und errichten den Kanal, der immer weiter verlängert wird.
00:15:46: Weil das ist wirklich die Lebensader der Stadt.
00:15:48: Und Sie wissen, in dem Moment, wo die abreißt wird es für die Wirtschaft der Stadt dramatisch.
00:15:53: Das heißt, FSOS muss relativ bald auch auf ein anderes Businessmodel umsteigen.
00:15:57: Und das ist eben dann, wie man sagt, dann machen wir doch eine Pilgerstadt.
00:16:01: Das Pilgerwesen wird ganz zentral hier
00:16:04: und
00:16:04: das führt dann auch wieder zu einem Aufschwung.
00:16:07: Das gelingt dann auch gut, als sich das Christentum immer mehr etabliert und Ephesus zum Wahlplatzort wird.
00:16:14: Statt Atemistaturetten, verkaufter Handel, den Touristinnen zum Beispiel Pilgerfläschchen mit Kreuzen drauf.
00:16:21: Und noch heute glauben manche Menschen, dass in Ephesus der heilige Johannes und Maria die Mutter von Jesus Christus gestorben sein sollen.
00:16:31: Ab dem siebten Jahrhundert schwillt die Krise dann aber wieder
00:16:34: an.
00:16:35: Einerseits durch die immer stärkere Verlandung, die es auch für Schiffe mit Pilgerinnen schwieriger macht, direkt nach Ephesus zu kommen.
00:16:42: Andererseits fallen die Sassaniten aus dem Perserreich und die Arabe ein und immer weniger Menschen wollen hier wohnen.
00:16:50: Eine kleinere Siedlung hat sich zwar noch ein paar Jahrhunderte gehalten, aber das regionale Zentrum hat sich eben dadurch weiter in den Osten verlagert, in die Stadt, die in der heutigen Türkei Seljuk heißt.
00:17:02: Wir haben also eine Mischung aus Veränderungen bei Klima und Umwelt, bei Mobilität, Infrastruktur, sozialen und kulturellen Aspekten und auch noch bewaffnete Angriffe, also alles Herausforderungen, die uns die Antike auch nahebringen können, weil wir heute teilweise vor ähnlichen Problemen stehen auf der ganzen Welt.
00:17:22: Ganz verschwunden sind die Spuren von Ephesus aber nicht.
00:17:25: Im neunzehnten Jahrhundert haben zuerst die Briten und dann die Habsburger Monarchie archäologische Grabungen aufgenommen.
00:17:33: Julia, wo wird denn heute in Ephesus noch Neues entdeckt?
00:17:36: und Gibt es überhaupt noch was zum Ausgraben?
00:17:39: Ja, auf jeden Fall.
00:17:39: Da ist noch viel übrig.
00:17:41: Manche Schätzungen gehen davon aus, dass um die zwanzig Prozent von der antiken Stadt ausgegraben wurden bisher.
00:17:48: Da ist also noch Luft nach oben.
00:17:50: Und als ich dort war, haben wir uns angeschaut, wo gerade ein Grabungsteam abseits des touristischen Bereichs arbeitet.
00:17:56: Da wurde erst verkürzen, wahrscheinlich ein wichtiges Stadttor wiedergefunden.
00:18:01: Das ist das koressische Tor, benannt nach einem damaligen Stadtviertel namens Und von einer Inschrift, woanders, war bekannt, dass die Atemesprozession an einem Tor mit diesem Namen endet.
00:18:14: Aber obwohl es sich befindet, darüber haben ArchäologInnen seit hundert Jahren geredzelt.
00:18:20: Und da ist die Rede vom Choresischen Tor als Endpunkt dieser Artemis-Prozession.
00:18:26: Also genau an dieser Stelle, wo wir uns hier jetzt befinden, würden die Verantwortlichen der Stadt, die Artemis-Statue, wieder den Priest dann zurückgeben und die würden sie wieder mit ins Artemis-Heiligtum nehmen.
00:18:38: Spannend, wie schaut es denn vor Ort aus?
00:18:41: Da sieht man mitten in der Landschaft die Überreste von einem Turm und von Steinmauern, Bodenplatten von einer Straße, die bis vor Kurzem unter einer dicken Erdschicht vergraben war.
00:18:53: die Arbeiter mit Schaufeln und Schubkarren freigelegt haben oder immer noch freilegen.
00:18:58: Die Erde darf dann aber natürlich nicht einfach weggekippt werden, weil sich darin noch Artefakte verstecken können.
00:19:04: Also Tonscherben, Münzen, Knochen, Eisennegel und was sich sonst noch so über zweitausend Jahre hält und nicht abgebaut wird.
00:19:13: Das wird dann gesiebt und im Grabungshaus schauen sich Fachleute dann genauer an, was da Interessantes dabei ist.
00:19:22: Bei größeren und wichtigen Stücken, die gleich auffallen, wird dann die genaue Fundsituation dokumentiert.
00:19:28: Und das Zweite, was die Expertinnen dann vor Ort machen, ist, dass sie kartieren, wie zum Beispiel die Mauern ausschauen, das wird dann in ein digitales D-System eingespeist.
00:19:38: Dafür steht dann eine Person an einem Gerät, an einem Stativ, eine andere Person hat dann einen Stab.
00:19:43: In der Hand mit einem Reflektor obendrauf und stellt diesen Stab dann genau dahin, wo sich zum Beispiel die Ecke von einem Steinbrocken befindet.
00:19:50: und über einen Laser wird dann der genaue Abstand gemessen und die Lage.
00:19:57: Es piepst kurz und dann kann man mit dem Stab an die nächste Ecke anlegen und weitermessen.
00:20:03: So entsteht quasi Millimeter um Millimeter ein Abbild der Fundstätte, das ein genaueres Bild von der antiken Großstadt und ihren Grenzen liefert.
00:20:12: Das Stadttor hatte aber bestimmt nicht nur einen kulturellen Zweck, oder?
00:20:16: Ja, natürlich.
00:20:17: Also an den Stadtgrenzen war es wichtig, Zölle einzutreiben und es hatte den Zweck der Verteidigung und das Schutz ist der Stadt, wobei das im Laufe der Jahrhunderte mal eine größere und mal eine kleinere Rolle gespielt hat.
00:20:30: Wir sind ja hier mitten im Römischen Reich.
00:20:31: Wir sind hier quasi in Schengenland.
00:20:33: Hier gibt es deswegen auch keine Armee und keine Militäre für so etwas.
00:20:37: Es wird in der Römischen Zeit hier nicht benötigt.
00:20:39: Die Römischen Armeen stehen An den Grenzen stehen an der Donau, die stehen am Rhein, die sind in Nordafrika, die sind in Syrien, die sind am Hadrianzwald.
00:20:49: Aber hier ist kein Militär.
00:20:50: Wird nicht benötigt.
00:20:51: Man hat auch nicht geglaubt, dass es jemals wieder Gefahr geben wird.
00:20:54: Darum fängt man dann an, die serienistischen Stadtmann noch zurückzubauen.
00:20:57: Im Vertrauen, es wird hier nie wieder ein Konflikt geben.
00:20:59: Das fällt ihnen dann an, dass in der spätenticke auf dem Kopf, weil es es plötzlich keine soliden Stadtmann mehr gibt.
00:21:04: Als es dann immer öfter zu Plünderungen gekommen ist, hat das wieder eine stärkere Befestigung gebraucht und da wurden offenbar die breiteren Durchgänge teilweise zugemauert und verkleinert, damit sie leichter zu verteidigen waren.
00:21:18: Nachdem, was man aktuell schon ausgegraben hat, war der Durchgang am choresischen Tor, der am längsten offen gehalten wurde, dann nur zwei Meter breit.
00:21:27: Wir haben hier zum Beispiel hinter uns einen großen Wachturm gleich, der dieses Tor gesichert hat.
00:21:32: Es gibt hier sicher auch Vorräume, Vorkammern.
00:21:35: Also das heißt, selbst wenn man diese erste Linie überwunden hat, ist man erst quasi in einen nächsten Raum gekommen, wo man noch einmal angegriffen werden konnte, sondern verteidigt an der Stadt.
00:21:44: Das heißt, es ist eine massive Anlage und das bedeutet auch, obwohl wir es heuer wirklich gut weitergekommen sind, dass wir hier sicher noch ein, zwei Jahre weitergraben werden, um alle Fragen zu klären.
00:21:55: Es gibt also noch jede Menge archäologischer Schätze in Ephesus zu bergen und über die Vergangenheit herauszufinden.
00:22:02: Vielen Dank, auf jeden Fall Julia, für deine Einblicke in dieser spannende Zeit und an diesem einmaligen Ort.
00:22:10: Ja, sehr gerne.
00:22:12: Für heute sagen wir Danke fürs Zuhören
00:22:14: und wir freuen uns, wenn ihr beim nächsten Mal wieder dabei seid bei Rätsel der Wissenschaft.
00:22:18: Die jeden zweiten Mittwoch überall, wo es Podcast gibt.
00:22:21: Ich bin David Renert
00:22:22: und ich bin Tanja Traxler.
00:22:24: Diese Folge würde von Christoph Neubiet produziert.
00:22:27: Bis zum nächsten
00:22:27: Mal.
00:22:28: Bis dann.
00:22:36: Tschüss.