Rätsel der Wissenschaft

Rätsel der Wissenschaft

Der STANDARD-Podcast über die ungeklärten Fragen der Menschheit

Transkript

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00:00:03: Willkommen bei Rätsel der Wissenschaft, dem Standard-Podcast über die großen Fragen der Menschheit.

00:00:10: Ich bin Tanja Traxler, November ist Erkältungszeit und wir werden daher heute eine Folge aus dem Vorjahr wiederholen.

00:00:17: Es geht um die Frage, was im menschlichen Gehirn passiert, wenn wir sterben.

00:00:23: Das ist nach wie vor eine wichtige wissenschaftliche Frage und Forschende versuchen, mehr Einblicke in dieses Rätsel der Wissenschaft zu gewinnen.

00:00:32: Auch die Science Fiction hat sich zu letztem Thema angenommen.

00:00:36: In Dan Browns neuen Buch The Secret of Secrets zwischen Leben und Tod, das letzte Geheimnis der Menschheit, treibt den Hauptprotagonisten genau diese Frage um und ein Stück weit auch in die Verzweiflung.

00:00:52: Viel Spaß mit der Folge!

00:01:16: Wir kommen bei Rätsel der Wissenschaft, dem Standard-Podcast über die großen Fragen der Menschheit.

00:01:22: Ich bin David Renard.

00:01:23: Und ich bin Tanja Traxler.

00:01:25: Wir beschäftigen uns jeden Mittwoch mit den ganz großen und ganz kleinen Mysterien in unserem Universum.

00:01:32: Heute geht es bei uns um das Ende des Lebens.

00:01:36: Wir gehen der großen Frage nach, was eigentlich im Gehirn passiert, wenn Menschen sterben.

00:01:41: Forscher haben in den vergangenen Jahren überraschend es dazu herausgefunden.

00:01:45: Es bleiben aber noch viele Fragen offen.

00:01:48: Was passiert, wenn wir sterben?

00:01:51: So grundlegend diese Frage ist, so schwierig ist es, eindeutige Antworten darauf zu finden.

00:01:57: Es gibt natürlich viele Faktoren, die beeinflussen, wie wir sterben und wie der Tod subjektiv erlebt wird.

00:02:04: Aber die Vorgänge beim Sterben auf einem grundlegenden physiologischen Level sind nicht gerade einfach zu erforschen, weil dabei gibt es einige recht naheliegende Schwierigkeiten.

00:02:16: Zum einen sind das ethische Fragen, was und wie genau untersucht werden kann, wenn eine Person im Sterben liegt.

00:02:24: Lange Zeit waren das eigentlich vor allem Tierversuche, die eine einzige verlässliche Möglichkeit gebracht haben, das zu beobachten.

00:02:32: Mediziner sollen ja alles tun, um den Tod eines Menschen zu verhindern und nicht interessiert dabei zu schauen, wenn er eintritt.

00:02:39: Medizinisch fällt das Sterben ja in den Bereich der intensiven Medizin und da geht es darum, Menschen zu retten.

00:02:45: Aber neben diesen ethischen Aspekten gibt es auch noch andere zu berücksichtigen, nämlich es ist die Datenlage zum subjektiven Erleben des Todes relativ dünn und sehr schwierig zu erheben.

00:02:59: Menschen, die gestorben sind, können klarerweise keine Auskunft mehr darüber geben, was sie erlebt haben in diesen letzten Momenten.

00:03:07: Nicht wenige Menschen, die wieder reanimiert werden konnten, kurz vor ihrem Tod, berichten aber von sogenannten Nahtoderfahrungen.

00:03:15: Aber diese Leute sind ja eben nicht wirklich gestorben.

00:03:18: Wie sind diese Berichte dann also zu interpretieren?

00:03:21: Das ist in der Forschung seit langem ein kontroverses Thema.

00:03:25: In die jüngster Zeit hat es die Hirnforschung aber geschafft den Nebel dazu etwas zu lichten.

00:03:30: Es zeigt sich also die persönliche Erfahrung des Todes hängt zunächst einmal klarerweise davon ab, warum man stirbt.

00:03:37: Ein schwerer Unfall zum Beispiel bringt ganz andere Gegebenheiten mit sich, als ein Herz-Kreislauf-Stil stand im Schlaf.

00:03:45: Ob es ein bewusstes Erleben gibt, das lässt sich wirklich schwer sagen, aber manche Menschen, die dem Tod sehr knapp entronnen sind, berichten von sogenannten Nahtoderlebnissen.

00:03:58: Dazu zählt das berühmte Licht am Ende eines Tunnels, das taucht in den Erzählungen immer wieder auf.

00:04:06: oder manche Patienten berichten auch davon, dass sie ihr ganzes Leben im Schnelldurchlauf noch mal gesehen haben wie so ein Best-of.

00:04:16: Andere erzählen, dass sie sich völlig schmerzlos gefühlt haben, friedlich und entspannt, auch wenn sie vielleicht davor von starken Schmerzen und Beschwerden geplagt waren.

00:04:28: und sie berichten sogar von außerkörperlichen Erlebnissen, als hätte ihr Bewusstsein ihren Körper verlassen.

00:04:36: Wie ist das eigentlich alles wissenschaftlich zu erklären?

00:04:39: Ja, dafür gab es im Laufe der Zeit unterschiedliche Erklärungen, Berichte über solche Nahtoderfahrungen, Fachungen natürlich, und das ist bis heute so bei vielen Leuten den Glauben an eine Seele und einen Leben nach dem Tod an.

00:04:52: Auch Wissenschaftlerinnen und Mediziner gingen vor allen Dingen ab den Neunzehnts-Siebzigerjahren verstärkter Frage nach, ob solche Erlebnisse und Berichte nicht wirklich ein Hinweis darauf sein könnten, dass das menschliche Bewusstsein unabhängig vom Gehirn existiert.

00:05:08: Wenn jetzt das Herzkreislaufsystem zusammenbericht zum Erliegen kommt und die Sauerstoffversorgung des Gehirns aufhört, das Gehirn also dann abschaltet, dann sollten ja eigentlich keine Erlebnisse mehr möglich sein.

00:05:21: Also müsste es eine andere Erklärung geben, so hat man sich damals gedacht.

00:05:26: Und was könnte die andere Erklärung sein?

00:05:28: Da sind auch einige Wissenschaftler dann schnell in eine spirituelle Richtung abgebogen und die Parapsychologie hat das Thema für sich entdeckt.

00:05:37: Da darfst dann aber auch nicht verwundern, dass eben dieses ganze Thema Nahtrot-Erlebnisse unter Naturwissenschaftlerinnen und Medizinern bald sehr umstritten war und irgendwie auch ein bisschen in so eine unseriöse und unwissenschaftliche Richtung abgedriftet ist.

00:05:52: Viele haben sich dann auch deshalb nicht beschäftigt mehr damit, weil sie irgendwie das Gefühl hatten, das ist jetzt nicht unbedingt mit seriösen Mitteln eigentlich so beurteilen, was da los ist.

00:06:02: Trotzdem hat sich im Laufe der Zeit eine wachsende Gruppe von Neurologinnen und Hirnforschern gefunden, die einen anderen Blick auf den Tod geworfen haben.

00:06:12: Und sie sind davon ausgegangen, dass Nahtoderfahrungen ein rein physiologisches Phänomen sind, also ausgelöst vom Gehirn.

00:06:21: in der akuten Krisensituation des drohenden Todes und demnach werden nicht eine Seele, sondern einfach Vorgänge im Nervensystem und biochemische Prozesse für die Erlebnisse mancher Überlebender verantwortlich.

00:06:38: Warum das so ist und welche evolutionäre Funktion das auch haben könnte, war aber weiterhin unklar.

00:06:45: Diese physiologische Sichtweise ist heute dominant und die Forschung dazu läuft auf Hochtouren.

00:06:51: Eine Pionierin auf diesem Gebiet ist die Neurologin Gimo Baridgin von der University of Michigan.

00:07:09: Sie hat sich eigentlich ursprünglich mit der Frage beschäftigt, wie sich Schlaganfälle auf das Gehirn auswirken, und zwar im speziellen, welche Folgen das für die innere biologische Uhr von Menschen hat, wenn es zu Schlaganfällen kommt.

00:07:22: Und sie hat dazu auch Experimente mit Raten gemacht.

00:07:26: Und bei diesen Versuchen sind einige Tiere gestorben während der Beobachtung.

00:07:31: Das war nicht geplant, ist aber passiert.

00:07:34: Und Boricin hat ... Eine ziemlich erstaunliche Entdeckung dabei gemacht.

00:07:38: Als die Tiere starben, kam es nämlich zu einem unerwarteten biochemischen Aktivitätsanstieg im Gehirn.

00:07:45: Die Konzentration zum Beispiel des Botenstoffs Serotonin stieg um das Ziegfache an.

00:07:51: Ein anderer Beitrag zu diesem Forschungsbereich ist in den Niederlanden gelungen, nämlich etwa zur selben Zeit hat ein niederländischer Forscher eine Studie veröffentlicht, in der mehr als dreihundert Krankenhauspatienten befragt worden sind, die einen Herzkreislaufstillstand erlebt hatten und ungefähr zwanzig Prozent davon Berichteten von Nahtoderfahrungen in unterschiedlichen Ausprägungen.

00:08:17: Boricin war davon fasziniert und damit hat sie auch ihren Forschungsfokus geändert.

00:08:24: Sie hat mit ihrem Team begonnen, die ihren Aktivität beraten, systematisch zu untersuchen.

00:08:31: und hat aber festgestellt, dass der Tod bei diesen Tieren nicht nur biochemische Prozesse auslöst, sondern auch die Gammarwellen-Aktivität sprunghaft eingestiegen ist und das bei allen beobachteten Tieren.

00:08:47: Und dann haben die Leute gedacht, wow, das ist der erste Evidenz, dass eigentlich die Rheinheit aktiv ist während der Cardiac arrest.

00:09:01: Die andere Sache, die die Leute in vielen der Rippen der Studie ignoriert haben, ist, dass der Cardiac arrest superartifizial ist.

00:09:10: Es gibt keine Menschen, die auf der Erde leben, die von diesem Modell des Cardiac arrestes über den Herd überleben.

00:09:17: Denn das ist durch die Intrakardiac-Injektion der Potassiumchloride induziert, direkt in die Harte, during anaesthesia.

00:09:27: Wir sprechen hier also von Tierversuchen, die damals mit Unterauch kritisiert wurden.

00:09:32: Die Raten in diesem Experiment wurden für die Studie mit einer Injektion direkt ins Herz getötet, die sozusagen einen sofortigen Herzstillstand hervorgerufen hat.

00:09:43: Und für die Beobachtung, was da passiert, waren das unter anderem die idealen Todesumstände, so hart das klingt.

00:09:51: Aber wie Boris ihn eben gerade ausgeführt hat, kein Mensch stirbt unter solchen Umständen zum Glück.

00:09:56: Und die untersuchten Tiere waren eben lauter Junge, eigentlich gesunde Tiere.

00:10:01: Und das war eine Idealsituation für die Beobachtung.

00:10:04: Was kann das dann überhaupt aussagen über den Tod von Menschen?

00:10:24: Er

00:10:35: für diese Forschung braucht man vielleicht auch eine spezielle Art von Humor.

00:10:40: Es wird da schon etwas morbider.

00:10:42: Beutin und ihre Kollegen untersuchten also die Gehirnaktivität von sterbenden Patienten, die natürlich aus anderen Gründen gestorben sind.

00:10:51: Es hat sich dabei um Menschen gehandelt, die nur noch durch Beatmungsgeräte am Leben waren und deren Angehörige sich für ein Ende der lebenserhaltenden Maßnahmen entschieden hatten und die auch eben natürlich zugestimmt hatten, an dieser Studie teilzunehmen.

00:11:06: Und für ihre jüngste Studie analysierten die Forschenden mittels EEG Stichensströmer von vier Patienten vor, während und nach dem Abschalten dieser Beatmungsgeräte.

00:11:20: Das Ergebnis wurde im letzten Jahr veröffentlicht und sorgte erneut für großes Aufsehen.

00:11:25: Bei zwei der vier beobachteten Patienten wurde nämlich auch dieser sprunghafte Anstieg der Gammerwellenaktivität im Gehirn festgestellt.

00:11:34: Und man hat sich das genauer angeschaut und gesehen, dieser Aktivitätsschub kam auch in einem Hirnareal, dass unter anderem für Bewusstseinszustände verantwortliches Träume und Halluzinationen spielen sich dort zum Beispiel ab.

00:11:48: Das deckt sich auch mit der Beobachtung bei den Ratten.

00:11:52: Könnte es also sein, dass die Nahtoderfahrungen von denen überlebende Berichten damit in Verbindung stehen?

00:12:10: Es

00:12:28: bleibt also nach wie vor spekulativ, ob diese Gammarwellen-Aktivität mit den Nahtoderfahrungen beteiligt ist.

00:12:35: Alle vier Patienten der Studie sind gestorben und konnten dann klarerweise nicht berichten über mögliche Erlebnisse.

00:12:44: Einiges spricht laut Boricin aber dafür.

00:12:47: Stärkere Aktivität war nicht nur in den Hirnarealen feststellbar, die für die Erinnerung zuständig sind, auch der visuelle Cortex war auffallend betroffen.

00:12:58: Das konnte etwa für Berichte wahrgenommener Lichtphänomene verantwortlich sein.

00:13:03: Und das mit dem Licht ist auch wieder so ein total widerkehrendes Element in den Erzählungen von Überlebenden.

00:13:09: Sehr viele berichten davon Dichterscheinungen.

00:13:12: Wie lange eine Hirnaktivität bei sterbenden Menschen messbar ist, hängt aber eben auch ganz von den Umständen des Todes ab.

00:13:20: Das sagt auch der Neurologe Jens Dreyer von der Charité Berlin.

00:13:24: Es gibt zwar Grundelemente, die beim Sterben immer zu beobachten sind, aber die genauen Abläufe sind interessanterweise sehr verschieden, die sind keineswegs bei jedem Menschen gleich.

00:13:35: Auch Dreier hat sich intensiv mit dieser Frage beschäftigt, was da genau abläuft und er hat wichtige Arbeiten über die sogenannte Spreading-Depolarization veröffentlicht.

00:13:46: Dabei handelt es sich um eine elektrochemische Entladungswelle, die sich unmittelbar vor dem Tod über die Großhirnrinde und andere Hirnregionen ausbreitet.

00:13:56: Zugespitzt gesagt könnte man sagen, das ist wie eine Art Tsunami, die das Gehirn überflutet, der eben bei Sterbenden beobachtet wird.

00:14:04: Grundsätzlich kann man sagen, es ist erstmal wichtig, wie schnell sozusagen ein Herzstillstand einsetzt, weil häufig dauert das ein bisschen, das Herz wird immer schwächer, die Pumpleistung nimmt ab und es ist eben kein prötzlicher Prozess, sondern es ist eigentlich typischerweise eher so ein bisschen ein melicher Prozess, nicht?

00:14:25: Aber geht man mal davon aus, dass das relativ schnell einsetzt würde man sagen, dass vielleicht dreißigvierzig Sekunden landen noch, wenn Aktivität nachweisbar ist.

00:14:37: Und jetzt beim drastischen Sauerstoffabfall dauert es aber nur sieben Sekunden, bis der Patient sein, sieben oder acht Sekunden, bis der Mensch sein Bewusstsein verliert.

00:14:49: Also das bedeutet natürlich, bis er nicht mehr ansprechbar ist.

00:14:53: Denn das sind ja zwei unterschiedliche Verschuhe, Bewusstsein und Ansprechbarkeit.

00:14:56: Aber jedenfalls gibt es keine Reaktionen mehr.

00:14:59: Und das ist aber erst mal nur so ein Programm des Gewürns, Sauerstoff zu

00:15:04: sparen.

00:15:05: Das heißt, die berühmte Nullinie ist eben nicht der Tod, sondern erst mal nur ein Energiesparprogramm, wo die normale Aktivität runtergefahren ist und die Zellen sehr, sehr stark gehemmt sind, aber voll funktionsfähig im Prinzip, also uns die Leben noch alle.

00:15:23: Und dann dauert es nochmal wieder eine gewisse Zeit, die auch schwankt.

00:15:29: die zwischenderminute und auch länger liegt, hängt eben auch davon ab, wie stark der Sauerstoff dann reduziert ist.

00:15:37: Und dann setzt eben so eine Riesenwelle ein im Gewirren.

00:15:40: Das ist nichts anderes als eine Entladung der Nervenzellen, die sich mit einer Beschwindigkeit von drei Millimeter pro Minute oder auch etwas schneller durch die Hirnrinde und auch andere Bereiche der grauen Substanz durchzieht.

00:15:56: Und das ist aber auch noch nicht der Tod.

00:15:58: denn die Welle ist prinzipiell reversible.

00:16:01: Wie genau kann man sich diese Depolarisationswelle im Gehirn vorstellen und welche Funktionen hat sie?

00:16:08: Das im Prinzip weiß man, dass Nervenzellen ja normalerweise in einem geladenen Zustand vorliegen.

00:16:15: Das sind Batterien und die bleiben eigentlich so lange man gesund ist, auch in diesem geladenen Zustand.

00:16:23: Das heißt, auch dann, wenn die sich ganz kurzzeitig entladen, ist es so, dass die Batterie geladen bleibt.

00:16:30: Ja, das ist wie bei der Taschenlampe, die geladene Batterie drin hat und dann stellt man sie kurz an und wieder aus und das kann man als Signal verwenden.

00:16:37: Und so muss man sich das letztlich bei der Nervenzelle auch vorstellen.

00:16:39: Und diese Depollinationswelle ist praktisch die Entladung der Batterie.

00:16:45: Also, wenn man so will, eine Art Kurzschluss.

00:16:48: Also, man kann sich das am Auto vorstellen.

00:16:50: Wenn man da die Kabel entsprechend falsch dran macht, dann sprühen die Funken und so ist auch diese Welle zu verstehen.

00:16:58: Das Tolle an den Nervenzellen ist, dass sie grundsätzlich in Erlage sind, sich selber zu regenerieren, im Gegensatz zum Auto.

00:17:05: Das heißt, wenn die Membranbumm aktiviert werden, dann können diese Prozesse wieder rückgängig gemacht werden.

00:17:11: Die Nervenzellen im Gehirn halten diesen entladenen Zustand aber nicht lange gut aus.

00:17:17: Lange Zeit dachte man eigentlich, dass es sofort zu ihre parablen Schäden kommen würde, aber das ist eben nicht so, wie Dreier berichtet.

00:17:25: Wenn bald nach diesem Hirnzunahme wieder eine Durchblutung einsetzt, dann kann sich das auch wieder regenerieren, noch ehe die Neuronen, also die Nervenzellen, tatsächlich abgestorben sind.

00:17:37: Das Zeitfenster dafür, und das ist eben für die Intensivmedizin sehr wichtig zu wissen, das liegt je nach den Umständen wieder bei ungefähr fünf bis neun Minuten nach der Entladung.

00:17:48: Also so lange, wenn man dann wieder es schafft, das Gehirn wieder mit Sauerstoff zu versorgen, könnte das sogar ohne Schäden wieder überstanden werden.

00:17:57: Aber welche Funktion haben jetzt eigentlich all diese Vorgänge, die man da rund um das Sterben im Gehirn beobachten kann?

00:18:04: Und was lässt sich daraus auch für die Medizin lernen?

00:18:18: Den Ablauf der Vorgänge im Gehirn, wenn ein Mensch stirbt, den kennen wir so einigermaßen.

00:18:24: Die Sauerstoffversorgung reist ab, das Hirn geht in einen Energiesparmodus.

00:18:29: Der Mensch verliert das Bewusstsein, jedenfalls sieht es so aus von außen.

00:18:34: Und Botenstoffe werden ausgeschüttet und diese enorme zelluläre Entladungswelle setzt ein.

00:18:42: Und aus dieser Phase stammen eben auch die Nahtoderfahrungen, von denen Menschen berichten, die gerade noch reanimiert werden konnten.

00:18:50: Nach einigen Minuten, das ist schwer zu generalisieren, aber nach einigen Minuten kommt es dann irgendwann auch zu irreparablen Hirnschäden.

00:18:59: Bis dahin lässt sich aber interessanterweise eben nochmal ein Anstieg der Hirnaktivität feststellen.

00:19:06: Wir haben vorhin schon kurz darüber gesprochen, es kommt bei Nicht allen, aber manchen Patienten zu einem deutlichen Anstieg der Gammewählen.

00:19:15: Warum?

00:19:16: Das lässt sich derzeit noch nicht klar beantworten.

00:19:19: Timo Parijin hat aber eine interessante Idee.

00:19:30: everybody thinks that this person, if you don't do anything about it, the person is going to go on and die.

00:19:36: And the consensus among the medical community, among the scientific community is that if you don't do something, restart a heart.

00:19:44: The brain is going to be the first to

00:19:46: suffer.

00:19:47: Brain is the blameless victim of this entire ordeal.

00:19:51: So then... If we're shown, the brain is activated.

00:19:55: Really in these cardiac arrest patients, even though they look like lifeless on the ground, we say the brain is re-activated, then probably all physicians would laugh at me and say, what do you mean?

00:20:06: I don't see the brain is activated.

00:20:08: They look like they're dead.

00:20:10: So why do you think the brain is activated?

00:20:12: I'm going to propose a new theory.

00:20:15: It's called a brain emergency alert response system.

00:20:20: Boricin hat also eine neue Hypothese entwickelt, die erklären könnte, warum es zu diesen unerwarteten Aktivierungen im sterbenden Gehirn kommt.

00:20:29: und demnach startet im Gehirn ein Programm zur Selbsterhaltung, das mehrere Phasen durchläuft.

00:20:36: Wenn weniger Sauerstoff über dem Blutkreislauf kommt, schaltet das Gehirn Erstmal alle nicht essentiellen Funktionen ab, die für das Überleben eben nicht zwingend notwendig sind.

00:20:49: Das motorische System, die sensorig, der Mensch wird quasi von der Außenwelt abgeschnitten.

00:20:55: Und aus dieser Phase kann man eigentlich problemlos und auch ohne Schäden wieder zurückkommen, wenn die Sauerstoffversorgung dann rasch wieder einsetzt.

00:21:05: Wenn aber weiterhin kein Sauerstoff mehr kommt, dann, so ist die Überlegung von Bridgin, dann sendet das Hier ein Signal, um zunächst einmal den Herzschlag zu beschleunigen und zu versuchen auf diese Weise schneller an Sauerstoff zu kommen.

00:21:19: Wenn aber auch das nicht funktioniert, zieht das Gehirn womöglich den Stecker und stoppt selbst das Herz, weil das Herz eben durch seinen eigenen Energieverbrauch auch zum Problem für die letzten verbleibenden Gehirnfunktionen wird.

00:21:33: Das ist zumindest die Idee, die Boritina formuliert.

00:21:36: Es könnte also genau umgekehrt sein, als man bislang angenommen hat, zumindest in manchen Fällen, das nämlich das Gehirn den Herzstillstand herbeiführt.

00:21:45: wenn das Herz nur noch Energie verbraucht, aber nicht mehr zur Erhaltung des Gehirns beitragen kann.

00:21:51: Das wäre sozusagen das letzte Notprogramm des Gehirns, um sich selbst zu erhalten oder zumindest die essenziellsten Teile des Gehirns verschäden zu bewahren oder die Schäden zumindest bis zum allerletzten möglichen Moment hinaus zu zögern.

00:22:07: Und diese Vorgänge, so die Annahme, zeigen sich in der steigenden Hirnaktivität die Forschende bei sterbenden Ratten und auch bei Menschen gemessen haben.

00:22:17: Dazu kommt auch eine massive biochemische Ausschüttung, Botenstoffe wie Dopamin, Serotonin und Nooradrenalin fluten das Kieren.

00:22:27: All diese Vorgänge, so vermutet Boricin, könnten für die Nahtoderfahrungen knapp überlebender verantwortlich sein.

00:22:35: Diese Erfahrungen wären somit ein Nebeneffekt des allerletzten Notfallprogramms unseres Gehirns.

00:22:43: Das ist eine faszinierende Hypothese, die religiösen und spirituellen Menschen vielleicht weniger gefallen wird.

00:22:50: Was sagt aber der Neurologe Jens Dreier dazu?

00:22:53: Auf jeden Fall ist das eine interessante Hypothese.

00:22:56: Es gibt in dem Bereich eine ganze Reihe von Hypothesen.

00:22:59: Schwieriger ist es immer, das dann tatsächlich wirklich wissenschaftlich zu überprüfen.

00:23:04: Und da sind natürlich diesen Forschungsbereich, sagen wir mal, da gibt es sehr viele Limitationen, weil die Situation, wenn jemand in dem Reanimationszustand ist, da geht es um die Reanimation hat und nicht um wissenschaftliche Forschung.

00:23:18: Und das geht eindeutig vor.

00:23:21: Also was ich grundsätzlich erst mal als Erkenntnis für mich interessant war, war, dass Menschen, die über Naturerfahrung berichtet haben, in neunzig Prozent der Fälle, wenn sie im Rahmen einer solchen Rehanimation aufgetreten sind, eben positive Dinge erfahren haben.

00:23:36: Ich persönlich halte es eben besonders wichtig, bei Menschen, die in der Situation sind, wo die Sache sozusagen kicken kann, besser zu verstehen, wie man dieses Kippen verhindern kann.

00:23:51: Und diese Fragen, die stellen sich natürlich in Intensivmedizin und ich glaube nur, dass die Antworten wahrscheinlich nicht so allgemeingültige Antworten sind, sondern dass sie letztlich immer auch von deren konkreten Problemen, von der konkreten Erkrankung abhängen.

00:24:07: Das ist ja dann doch ein irgendwie auch ein bisschen positiver Ausblick bei aller Bedrückung, die die Vorstellung des Todes mit sich bringen kann.

00:24:16: Die meisten Überlebenden empfanden die Vorgänge kurz vor dem Tod als sehr angenehm.

00:24:22: Schön, vielleicht sogar inspirierend.

00:24:25: Das Thema ist wahnsinnig faszinierend.

00:24:27: Wie man hört, stößt man aber immer wieder an diese große Limitation.

00:24:31: Wie können wir etwas noch genauer beobachten, noch besser erforschen, das wir eigentlich verhindern wollen?

00:24:37: Andererseits helfen eben auch neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung zum Tod dabei, die Reanimationsmedizin weiter zu verbessern und in Zukunft vielleicht mehr Menschen und länger noch zurück ins Leben holen zu können.

00:24:50: Die Fortschritte der letzten Jahrzehnte in diesem Bereich sind sehr groß gewesen.

00:24:54: Genau deshalb haben wir ja auch so viele Berichte von Nahtoderfahrungen.

00:24:58: Damit sind wir jetzt fast am Ende der zweiten Staffel von Rätsel der Wissenschaft angekommen.

00:25:03: Mit Tod hat das Ganze nichts zu tun, der Podcast liebt und wird weiterleben.

00:25:08: Nächste Woche kommt noch eine Live-Folge mit der Chefin des Europäischen Kernforschungszentrums CERN und im Herbst starten wir wieder in die neue Staffel.

00:25:18: Für heute sagen wir Danke fürs Zuhören.

00:25:20: Und wir freuen uns, wenn ihr auch in Zukunft wieder dabei seid bei Rätsel der Wissenschaft.

00:25:25: Ab Oktober überall, wo es Podcast gibt.

00:25:28: Ich bin David Renard.

00:25:29: Und ich bin Tanja Traxler.

00:25:31: Diese Folge würde von Christoph Neuwirt produziert.

00:25:34: Bis zum nächsten Mal.

00:25:35: Ciao.

00:25:36: Und schönen Sommer.

00:25:39: Ich hatte

00:25:39: nie

00:25:42: die Erfahrung, dass

00:25:45: ich live

00:25:46: war und dann

00:25:47: tot war.

00:25:49: Ich hatte die Erfahrung, dass ich

00:25:55: live

00:25:56: war und dann mehr live war.